„Scherben bringen Glück“

Ein Ausflug ins Porzellanland Schlesien

Die schlesischen Porzellanfabriken waren die größten Deutschlands. Schlesische Hersteller eroberten mit ihren Produkten die ganze Welt. Zu den bedeutendsten schlesischen Fabriken zählen unter anderem Krister, Tielsch, Ohme, Schlegelmilch oder Königszelt.
Wir erinnern und verdeutlichen das Porzellanland Schlesien durch viele kleine Geschichten, verpackt wie wertvolles Porzellan in verschiedene Kartons, die wir während der Veranstal­tung auspacken, verpacken, umpacken oder die Scherben zusammenfegen, wenn etwas kaputt geht. Immer mit dem Sprichwort verbunden „Scherben bringen Glück.“

Wie sahen die Veranstaltungen für unsere Gäste aus?

Die Gäste nehmen um den Tisch in der Werkstatt der Manufaktur Platz. Eine Arbeiterin, nennen wir sie Martel,  ist sehr aufgeregt. Die Gäste sollen ja vorsichtig sein, damit nichts kaputt geht. Zum Glück ist der Chef, der alte Tielsch heute nach Waldenburg gefahren, um mal zu schauen, was die Konkurrenz so macht, da haben wir hier in Altwasser mal bisschen Zeit  für Tratsch und Klatsch …

Martel: „Ich habe heute meine beste Freundin, die Trudel eingeladen. Naja, eingeladen ist übertrieben. Sie hat einige Erledigungen für die feine Herrschaft aus dem Gutshaus zu erledigen und da führt der Weg sie hier vorbei.“ „Na die wird staunen, was ich hier gerade verpacke.“

Dazu wird die erste Kiste an der ersten Ecke des Tisches sorgsam eingepackt: Überseeware nach Amerika … man stelle sich das mal vor. Sprichworte machen die Runde, verdeutlicht durch Bilder: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ …  „Wie ein Elefant im Porzellan­laden“, „Glück und Glas, wie leicht bricht das“, „Zu jedem Topf gibt es einen passenden Deckel“, „Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.“, „Übern Tellerrand gucken“, „Angeschlagenes Geschirr hält zwei Menschenalter.“ Bis zum Satz „Aus 'ner schönen Schüssel allein wird man nicht satt.“ Sofort sind die Besucher einbezogen und steuern ihre Erinnerungen bei.

Die zweite Kiste, ein Karton voller Teller mit Obst- und Blumenmotiven wird herangeholt. Dazu die Fragen nach der Porzellanherstellung: Woraus wird es denn gemacht, wie wird es dann bemalt, beklebt, gebrannt?

Bei all der Bewunderung fällt ein Teller zu Boden und zerbricht, die Teilnehmer sind erschrocken, aber der Teller wird geheilt, mittels Kleber und Goldfarbe – die Wunden aber  bleiben sichtbar (Kintsugi). Hier findet sich ein deutlicher Bezug zu den Biografien der Teilnehmer. Es wird ja immer schon behauptet: „Scherben bringen Glück“ …

Weiter geht es an die dritte Ecke des Tisches zur dritten Kiste.In dieser sind lauter Kuriositä­ten verpackt: Barttassen für Männerbärte, Porzellanuhren, Aschenbecher und Zigaretten­halter, Kindergeschirr, Geschirr zu Silberhochzeitsjubiläen u.a.

Dienstmädchen und Arbeiterin kleben sich Bärte an und spielen ihre abwesenden Herrschaften nach, machen sich lustig, rauchen Zigarre. Dazwischen immer wieder Musikstücke und Lieder zum Zuhören oder Mitsingen wie z.B. „Jetzt kommen die lustigen Tage“.

Zum Schluss der Veranstaltung wird die vierte Kiste geöffnet, die Kaffeegeschirr enthält: Bauchige alte Kaffeekannen, Sammeltassen und Teller. Ach ja: „Wollen wir da nicht einfach mal etwas ausprobieren? Der Chef ist doch nicht da.“ Nun wird der Tisch mit einer weißen Decke gedeckt, zwei Teilnehmer mahlen Kaffee mit alten Kaffeemühlen, dann wird der Kaffee gebrüht mit Melittafiltern, der Kuchen wird geschnitten, Servietten gelegt, Silber poliert, Blumen geordnet, der Tisch schön gemacht. Dazu sind alle Gäste einbezogen. Kaffee wird getrunken und ein Stück Kuchen genüsslich verspeist. Dabei wird erzählt und gelacht bis es klingelt.  Um Himmelswillen, der Chef kommt zu früh zurück, aber, es ist zum Glück der Postbote, der die Sendung nach Amerika abholen will. Eigentlich muss er ja gleich wieder los, aber gut, wenn die Pferde mal ´ne Pause haben … einen Kaffee nimmt er also noch …

Nach fast zwei Stunden geht die Veranstaltung zu Ende, die Gäste müssen zurück in ihre Tagespflegeeinrichtungen. Wir verabschieden uns mit dem Lied „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“ bringen die Besucher zu den Autos, winken mit den Spitzentüchlein. Bis zum nächsten Mal ...

Rollen: Dienstmädchen Trudel, Manufakturarbeiterin Martel, Postbote Matz 
Fotos: Stefan Dumke